Religion im Klassenzimmer

Plattform Christen und Muslime
Erklärung zur Diskussion „Religion im Klassenzimmer“
24. Februar 2010
 
Anlässlich einer prominent besetzten Podiumsdiskussion formulierte die „Plattform Christen und Muslime“ als interreligiöses Gesprächsforum am Mittwoch in Wien ihre gemeinsame Haltung zur aktuellen Diskussion über die Zukunft des Religionsunterrichts und zur Präsenz religiöser Symbole in öffentlichen Schulen. Hier die Erklärung im Wortlaut:
1.         Jahrtausende der Kulturgeschichte beweisen: Religion gehört zur Identität des Menschen.  Trotz aller vieldiskutierten „Entkirchlichung“ gibt es auch heute eine tiefe, vielfach sogar wachsende Sehnsucht nach Spiritualität und nach Antworten auf existentielle Grundfragen. Diesem Bedürfnis entsprechend ist auch der säkulare Staat gefordert, seinen Bürgern einen breiten Zugang zu religiösen Sinnangeboten zu sichern.
2.         Gerade der pluralistische, demokratische Staat lebt letztlich von ethisch-moralischen Voraussetzungen, die er nicht aus sich heraus schaffen und garantieren kann. Religionen bieten solche Voraussetzungen – wenn auch nicht mehr alleine und nicht monopolartig, so doch in einem noch immer bemerkenswerten Ausmaß. Die zunehmende weltanschauliche Vielfalt setzt freilich den respektvollen, wertschätzenden Umgang der großen Weltreligionen miteinander voraus.
3.         Wie nie zuvor, ist gerade in unserer pluralen, globalisierten Lebenswelt die besondere Dialogfähigkeit der Bürger notwendig – sie wird schon in naher Zukunft noch wichtiger sein als heute. Dialog setzt aber Wissen voraus – auch Wissen um die eigenen Grundwerte und die von Anderen. Wo sonst, wenn nicht in der Schule, können sie von einer kommenden Generation erlernt und eingeübt werden.
4.         Wer unter diesen Vorzeichen Religion aus dem öffentlichen Leben ausklammern und in das rein Private abdrängen möchte, der reduziert diese Dialogfähigkeit und riskiert ein nachhaltiges Ansteigen sozialer Missverständnisse und Spannungen. Alle relevanten Umfragen bestätigen: Gelebte Religiosität führt in hohem Maß nicht zur Reduktion, sondern im Gegenteil zur Erweiterung der persönlichen Solidarkreise und zu sozialen Verantwortung.
 
Aus diesen Erfahrungen plädiert die „Plattform Christen und Muslime“ nachdrücklich dafür, das in Österreich so bewährte Kooperations-Modell von Staat und Religionen auch im Schulwesen fortzusetzen - unter wechselseitigem Respekt und gegenseitiger Rücksichtnahme. Es zählt zu den besonderen Errungenschaften unseres Landes. Einst aus bitteren Erfahrungen gewachsen – inzwischen längst ein Segen für Österreich.